Heute war ich wieder mal über Mittag in der Stadt Kurzferien machen. Sie erinnern sich an mein À propos vom 12. Mai? Das Leben lebt sich eben leichter, wenn man Alltagsmomenten ein Ferienkleid verpasst. Mit diesem Schwung des leichten Lebens erlaubte ich mir über Mittag ein Bier zu genehmigen. Ich kann Ihnen sagen, Alkohol über Mittag ist auch in unserer Werbeagentur nicht Usus, nicht dass Sie jetzt denken, bei uns gehe es wie bei den Mad Men zu und her.
Um meinen kleinen Hunger zu stillen, kehre ich beschwingt und in lockerer Ferienstimmung in die Piadina-Bar im Dörfli ein und bestelle mir eine Piadina. Die junge Frau hinter dem Tresen nimmt meine Bestellung entgegen und fragt, ob ich noch etwas dazu trinken wolle. Ich schau mich um und sehe fünf mächtige Zapfhähne. Was liegt da näher, als eine schöne kühle Stange zu bestellen? «Eine Stange, bitte!» Kurz meine ich im Gesicht der Barfrau eine kleine Unsicherheit zu erkennen, doch schon ist sie weg, schnappt sich ein Glas und geht in den unteren Tresen-Schubladen auf die Suche. Als sie wieder auftaucht, steht sie mit einem Bierglas, das sich Tulpe nennt und einer Flasche Schaffhauser Falkenbräu vor mir und fragt: «Was ist eine Stange?» Naja, eigentlich wollte ich ein kühles Blondes direkt vom Fass, doch die Zapfhähne sind reine Deko. Trotz meiner Enttäuschung freue ich mich über ihren Lernwillen, frage mich aber gleichzeitig, wo denn all die gut ausgebildeten Service-Fachleute hin sind, dass es im Service nur noch gutaussehende Studentinnen gibt. Oberdrein wahrscheinlich auch nicht bloss aus Dekorationsgründen…