Die andere Seite von Keila Gromann

Die andere Seite – Keila Gromann

Während der Arbeitszeit wühlt sich Keila Gromann durch kryptischen Code, analysiert Websites und eNewsletter und leitet als Webentwicklerin die meisten Online-Projekte für Therefore-Kunden. Bei der Arbeit geht es um Zahlen, Codes und Analysen. Eine zum Teil trockene und theoretische Welt, in der sie sich auch in ihrer Freizeit tief vergräbt. Themenfokussierte Blogs, Fachbücher, Tutorials und andere Nerdereien dominieren ihren Medienkonsum. Doch es gibt da auch noch die andere Keila, mit einer sinnlich dominierten Seite. Schon an der Kaffeemaschine dreht sich bei der gebürtigen Nicaraguanerin alles um Aroma und Geschmack: Da lässt sie sich ausgiebig über Röstgrade einer neuen Bohnenmischung aus Kolumbien aus und vergleicht sie mit derjenigen der letzten Woche. Auch der Mozzarella am Mittagstisch wird auf Konsistenz und Säuerlichkeit degustiert und beurteilt. Findet ein Produkt ihren Gefallen, so wird ihr Grinsen breit und der Genuss ist ihr von weitem anzusehen. Studierte Sinnlichkeit Nach ihrer Erstausbildung im Medizinbereich entschloss sich Keila Gromann zum Studium der Lebensmittelwissenschaften an der ETH Zürich. Schon während der ersten Semester lag ihr Hauptinteresse auf der Lebensmittelsensorik, der Wissenschaft von der Sinneswahrnehmung von Lebensmitteln. Und auch ihre Abschlussarbeit machte sie in diesem Bereich: Eine umfangreiche Studie zum Einfluss von Bio-Labels und vorhandenen Produktinformationen auf die hedonische und sensorische Bewertung von Lebensmitteln. Den Anstoss für Keila Gromanns Interesse für Sensorik gab ihre erste ernsthafte Annäherung an die Weindegustation vor elf Jahren. Nach den Einstiegskursen an der Académie du Vin kam schlagartig das Gefühl bei ihr auf, „vorher keine Ahnung von Essen und Trinken gehabt zu haben“. Der Wein öffnete ihr Tür und Tor in die Welt der Sensorik: „Ich fand es plötzlich wahnsinnig spannend, was man alles aus Lebensmitteln – nicht nur aus dem Wein – herausschmecken kann.“ Zuerst konzentrierte sie sich beim Verkosten auf Mainstraem-Sorten wie Cabernet Sauvignon, Merlot oder Syrah. Durch die jahrelange Auseinandersetzung mit der grossen Vielfalt an Weinen, auch bei vielen Reisen in Weingebiete weltweit, formten sich mit der Zeit ihre sehr eigenen Vorlieben. Heute schlägt ihr Herz für Sangiovese, Nebbioli und Pinot Noir. Weine, die eine Geschichte zu erzählen haben von ihren Winzern, ihrer Tradition, ihrem Terroir. „Terroir­betonte Lebensmittel erzählen eine Geschichte über die Region, den Boden, das Klima und die Kultur, aus der sie stammen. So sehe ich beim Genuss eines gegrillten Bistecca Fiorentina die Chianina-Rinder, die auf den Weiden der Maremma grasen, vor meinem inneren Auge. Und bei cremigem Stracchino habe ich das Bild eines Käsemeisters aus der Lombardei im Kopf, der nur die reichhaltigste und aromatischste Milch verarbeitet.“ Die Beispiele deuten darauf hin: Keila Gromann hat ein sensorisches Lieblingsland. Ja, richtig geraten. Es ist Italien. Jeden Sommer macht sie sich mit ihrer Familie in Richtung Süden auf, um ein paar schöne Wochen in einem noch ursprünglichen italienischen Dorf zu verbringen. Liebend gerne geht sie dort auf sensorische Entdeckungsreise: „Vergangenen Sommer habe ich eine neue Tomatensorte entdeckt. Sie hat eine etwas dickere Schale und eine perfekte Säure. Für mich ist sie ein Juwel.“ Genauso unmittelbar, wie eine einfache Tomate ihre Aufmerksamkeit gewinnen kann, widmet sie sich wieder ihrem Computer, an dem sich ihre analytische Seite für die nächsten Stunden austobt.