«Wie ist dein Name?» erklingt es hinter der Kasse hervor, nachdem ich meine Latte bestellt und alle kolumbianischen, kenianischen oder guatemaltekischen Extra-Shots mit einem «Nein, danke!» bestimmt, aber höflich abgewehrt habe.
Es ist klar, wo ich mich befinde: im Starbucks. Eigentlich ist diese «Vornamenerfragerei» sympathisch, denn durch den Vornamen, der einem schon seit Kindesbeinen her vertraut ist, wird gleich eine emotionale Bindung zwischen Verkäufer und Käufer geschaffen und man fühlt sich augenblicklich zu Hause.
Alles Marketing! Schönes Marketing wäre es allerdings, wenn man bei der Kaffeeausgabe immer noch so hiesse, wie an der Kasse erfragt und nicht als «Caffé Latte» angeschrien würde und alles so als Farce entlarvt wird. Also, wen interessiert es denn, wie ich heisse? Meine Kollegin Xenia zum Beispiel, regt sich immer auf, wenn am Schluss «Senya» auf dem Pappbecher steht: «So heisse ich nun mal nicht», sagt sie und damit hat sie natürlich recht. Denn wird der Name falsch geschrieben, geht der Schuss erst recht nach hinten los!
Namen sind Schall und Rauch; so schrieb es einst Goethe in Faust. Obwohl ich mit einem einfach verständlichen Vornamen ausgestattet bin, habe ich angefangen, jedes Mal einen anderen zu nennen. Anfänglich bloss aus Jux, doch nun habe ich einen Heidenspass dabei, die Starbucks-People mit seltenen und schwierig zu schreibenden Namen zu «challengen». So freue ich mich, wenn aus Guido Gido, aus Guy Gee und Heinz mit «tz» geschrieben wird. Etwas spätpubertär, ich weiss, doch es fühlt sich toll an. Etwa so wie in diesem Vers aus Faust:
Nenn es dann, wie du willst,
Nenn‘s Glück! Herz! Liebe! Gott!
Ich habe keinen Namen
dafür! Gefühl ist alles;
Name ist Schall und Rauch,
Umnebelnd Himmelsglut.