„Unsere Mitarbeitenden ziehen keinen ‚Lätsch‘ wenn sie zur Arbeit kommen.“ So hat es uns Rolf Hunziker, Bereichsleiter „Arbeiten“, am Telefon versprochen. Dass er recht hat, merken wir sogleich, als wir vor seinem Büro warten und uns ein lachendes Gesicht mit einem breiten „Guete Morgä mitenand“ begrüsst. Wir sind zu Besuch bei der arwo, was soviel heisst wie „Arbeiten und Wohnen“. 280 Erwachsene mit geistiger oder mehrfacher Behinderung erledigen hier in den Werkstätten in Wettingen mit Freude manuelle Arbeiten für verschiedenste Auftraggeber. Somit ist der moderne Betrieb der zweitgrösste Arbeitgeber der Gemeinde. Sieben verschiedene Arbeitsgruppen kümmern sich um nach aussen verlagerte Aufträge in den Bereichen Verpackung und Lettershop, Mechanik, Schreinerei, Sieb- und Transferdruck, Gartenpflege, Montage und Elektronik. Wir begleiten Rolf Hunziker in die Abteilung „Verpackung“, eine Arbeitsgruppe aus zwanzig Klientinnen und Klienten, wie die mitarbeitenden Menschen mit Behinderung hier genannt werden. Auf ihrem Programm steht heute das Ausrüsten und Verpacken von „Mama-Geschenkköfferli“ mit Werbeartikeln für werdende Mütter. „Unsere Dienstleistungen kommen aus einer Hand“, erklärt uns Rolf Hunziker. „Es wird nicht darüber diskutiert, wer das Post-Bordereau ausfüllt oder wer mit dem Spediteur Kontakt aufnimmt. Unsere Kunden möchten nach der Auftragvergabe nur noch die Rechnung sehen, mehr nicht. Und das können wir garantieren.“ Handarbeit made in Switzerland Die „Mama-Geschenkköfferli“ sind ein gutes Beispiel dafür, wie fortschrittlich dieses faszinierende Unternehmen aufgestellt ist. Nicht nur Nuggis und Lätzchen, sondern auch von der Arzneimittelbehörde Swissmedic geprüfte Artikel wie Salben werden mit grösster Sorgfalt im „Köfferli“ am richtigen Ort platziert. „Im Umgang mit Medikamenten oder Lebensmitteln werden höchste Anforderungen an uns gestellt, auch wenn es sich nur um die Sekundärverpackung handelt“, erklärt Rolf Hunziker. „Sollte uns einmal die Arbeit ausgehen, wäre ich sofort bereit, bei den Grossen der Pharmaindustrie in Basel die Türfalle zu putzen. Das könnten nicht viele Institutionen unserer Art machen“, so Hunziker mit einem Schmunzeln. Dank der vollen Auftragsbücher wird er diesen Schritt aber nicht machen müssen, denn das anpassungsfähige Unternehmen hat seine Nische gefunden. Die arwo sucht nicht nach Arbeiten, die eine Maschine per Knopfdruck erledigen kann. Die interessanten Aufträge sind solche, bei denen Handarbeit gefragt ist, wie zum Beispiel das Abfüllen von „Chlaussäcken“ in der Weihnachtszeit oder das Anbringen von kleinen Maschen auf der Innenseite einer Karte. Dem Kunden bietet die arwo den grossen Vorteil, innert kurzer Zeit zahlreiche Arbeitskräfte für die Erledigung eines Auftrags einsetzen zu können. Von dieser Flexibilität profitiert unter anderem die Stadt Baden schon seit Jahren. Das Zusammentragen und Kuvertieren von über 10’000 Abstimmungsunterlagen bewerkstelligen arwo-Mitarbeitende innerhalb von zwei Werktagen.
Effizient und menschlich Die professionelle Abwicklung solcher Anfragen ist das Spezialgebiet der arwo. Dabei wird stets daran gearbeitet, die Abläufe weiter zu optimieren. Verdientermassen erhielt das ebenso leistungsstarke wie soziale Unternehmen in den Jahren 1999 bis 2010 die ISO-Labels 9001 und 9004:2009 als „Business Excellence“ Norm in den Bereichen Fabrikations- und Produktionsprozesse, Prozessmanagement und Qualitätsmanagement. „Wir stellen uns diesen Herausforderungen! Denn in der freien Wirtschaft ist nichts gratis. Und die hohle Hand machen, ist nicht unsere Art“, betont Hunziker. Aktuell baut die arwo eine Transport- und Logistikgruppe auf, ein weiteres Beispiel für den unternehmerischen Geist dieser Institution. Gerade weil Aufgabenstellungen und Arbeitsgeschwindigkeit optimal den Fähigkeiten der Klientinnen und Klienten angepasst werden, können hervorragende Umsatzzahlen erreicht werden. Mit viel Menschlichkeit und Einfühlungsvermögen werden die arwo-Mitarbeitenden von gut ausgebildeten Betreuern durch den Arbeitstag begleitet. Bei Umfragen bestätigen die Klientinnen und Klienten regelmässig, dass sie sehr zufrieden mit ihrem Arbeitgeber sind. Auch Rolf Hunziker ist vollen Lobs für seine Schützlinge. „In gewissen Bereichen sind unsere Klientinnen und Klienten enorm stark. Ich dafür nicht. Da bin ich dann der, der eine Behinderung hat. Deshalb zähle ich mich zu den ‚Normalbehinderten’“, gibt Rolf Hunziker einen abschliessenden Einblick in seine Gedanken und uns Stoff zur Reflexion mit auf den Weg.