Auf meinem Arbeitsweg komme ich allmorgendlich an zwei Damen vorbei. Regungslos stehen sie da mit ihren emotionslos starrenden und leer dreinschauenden Blicken und einer Anmut, als stünden sie an einem Abgrund.
Oft denke ich an den albernen Witz «Heute stehen wir vor dem Abgrund, morgen sind wir einen Schritt weiter» und daran, dass die Beiden in dieser Tragik beim Eingang der Kantonsschule Hottingen jeden Morgen die Jugendlichen auf ihrem Weg in den Stollen grüssen.
Bleibt nur zu hoffen, dass man sie, wie bei statischen Sachen üblich, nach einer Weile nicht mehr wahrnimmt.
Doch heute fiel mein Blick zum ersten Mal nicht in ihre Augen, sondern zu ihren Mündern. Und mein erster Gedanke war: Sie werden also doch wahrgenommen!
Was auf den ersten Blick wie ein Vandalenakt aussieht, ist vielleicht eine erhellende Kunst-Aktion, bei der die Zigaretten langsam bis zum Filter herunterbrannten. Ob das Künstler-Kollektiv damit auf die Notlage fehlender Aschenbecher im Eingangsbereich aufmerksam machen wollte, bleibt jedoch ungewiss.