Kleine Klischee-Visualisierung zum Anfang: Man stelle sich mal die Person A vor: Mitdreissiger, Hochschulabschluss, altes Rennrad, Saab 900 Cabrio in Originalzustand und gepflegte Gesichtsbehaarung. Oder dann den hier, Person B: IT-Fachmann kurz vor vierzig, der sich um Server, Mailprogramme und Druckerkabel kümmert, telefonischen Kundensupport leistet und in der S-Bahn fast etwas stolz als Einziger nicht ein MacBook, sondern seine dunkelgraue HP-Kiste auf den Knien hat. War einfach, oder? Wo Rauch ist, ist auch Feuer, und wo Klischees gar fruchtbar blühen, ist das Quäntchen Wahrheit oft weit mehr als nur ein Vorurteil.

Person A und Person B sind eine und dieselbe, nämlich Edi Kistler. Der Inhaber des IT-Dienstleisters Tekko im Zürcher Seefeld (sic!) schaut auf eine bewegte Zeit zurück. Vor etwas über einem Jahr hat er sich selbstständig gemacht, davor war er über zehn Jahre bei einem grossen Unternehmen in derselben Branche tätig, die letzten vier davon in der Geschäftsleitung.

Herr Kistler, sind Sie ein Nerd?
Nerd im Sinne von Not Emotionally Responding Person sicher nicht. Aber Freude an Technik habe ich schon. Also sehr sogar.

Ein Hipster?
Wegen Bart, Saab und Rennvelo? Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass das mit dem Fotoshooting beim Barbier Ihre Idee war.

Sieht halt gut aus!
Genau deswegen habe ich auch einen Bart. Weil ich finde, dass er gut aussieht. Bin ich deshalb ein Hipster? Wenn es ein Klischee gibt, das ich als in Zürich wohnhafter Glarner bestätigen könnte, dann das, dass Zürcher für alles sofort eine Kategorie brauchen und jedes Detail zum Statement machen. Im Glarus habe ich einfach einen Bart und fahre mit dem Renner meines Vaters rum. In Zürich bin ich deswegen schon in der Schublade.

Öffnen wir eine andere Schublade, in die wir Sie stecken könnten: Start-up-Gründer. Sie sehen maximal entspannt aus für einen Jungunternehmer. Trügt der Schein?
Danke, das höre ich gerne. Vor allem weil ich es schon lange nicht mehr gehört habe. Die ersten Monate nach dem Start waren sehr anstrengend. Das haben mir aber alle gesagt, die sich selbstständig gemacht hatten. Nun kenne ich es aus eigener Erfahrung.

Selbst und ständig, wie man so schön sagt. Nun wird es entspannter?
Ja, im Moment habe ich so einiges hinter mir. Firma gegründet mit allen Formalitäten, ERP und CRM ausgewählt und eingerichtet, Kunden akquiriert, Mitarbeiter rekrutiert. Und natürlich Name, Logo, Website, Broschüren, Visitenkarten … (lacht)

Sie lachen. Wir waren bei Letzterem ja mit dabei. War es denn so schwer, das mit der Identitätsfindung?
Danach ist man immer schlauer. Tekko sieht für mich jetzt genau richtig aus. Name, Logo, wie alles daherkommt … das widerspiegelt nun wirklich die Identität der Firma: freundlich, professionell, aufgeräumt, kompetent, hilfsbereit. Tekko ist IT, aber halt anders! Vielleicht die gleiche Frage zurück: War es denn so schwer in meinem Fall?

Na ja, einfach war es nicht. Normalerweise kommen wir als Agentur dazu, wenn es um die Visualisierung und Konkretisierung einer Firmenidentität geht. Hier hatten wir aber einige Zeit damit zu tun, die Identität zuerst einmal herauszuschälen.
Mein Gefühl war von Anfang an klar. Ich wusste, wie meine Firma sich anfühlen sollte. Doch das auch nur grob zu beschreiben, war dann nicht ganz einfach.

Wieso nicht?
In meiner Branche sehen alle Websites gleich aus. Und auch alle Firmennamen, Logos, Unterlagen … natürlich habe ich mich in der Branche umgesehen und nichts gefiel mir. Das hat auch damit zu tun, dass ich genau die Firma gründen wollte, in der ich schon immer arbeiten wollte. Eine Firma, die IT-Dienstleistungen anbietet, aber nicht die gängigen Klischees der Nerds erfüllt.

Wie meinen Sie das?
Erinnern Sie sich an das letzte Mal, als Sie Ihren Internetanbieter angerufen haben und nach technischem Support gefragt haben?

Ja, leider.
Also, genau das meine ich. Sie wollen mit einem Menschen sprechen, nicht mit jemandem, der eine Rolle spielt. Oder einen Prozess durchlaufen, der für Ihren Fall völlig ungeeignet ist. Sie wollen ein Mensch sein, der mit einem anderen Menschen spricht, der halt ein Fachmann ist. Dabei wollen Sie nicht das Gefühl haben, zu stören. Oder ein Depp zu sein. Wenn Sie im Supermarkt fragen, welche Trockenhefe Sie kaufen sollten, wenn Sie Vollkornbrot backen wollen, müssen Sie sich nicht als Idiot fühlen. Sie fragen, der Verkäufer sagt: Nehmen Sie die gelbe. Danke. Bitte, schönen Tag noch. Beide haben ein gutes Gefühl. Fragen Sie mal bei XY-Com nach, wieso Ihr Router nicht geht …

Auch wenn wir genau wissen, wovon Sie sprechen – das ist nun ein Klischee, oder?
Ich würde gerne sagen: Ja, das ist nur ein Klischee. Nach über einem Dutzend Jahren auf der anderen Seite der Leitung muss ich leider feststellen, dass es oft der Wahrheit entspricht. Es sind einerseits die Leute, doch vor allem die Firmenkulturen, die solche negativen Kunden-Lieferanten-Beziehungen hervorbringen. Das wollte ich nicht mehr, das wollte ich ändern.

Im Moment laufen ja einige Werbekampagnen von Mitbewerbern, die genau dieses Thema aufnehmen.
Zu Recht. Die werden sicher Erfolg haben – sofern sie die Versprechen dann auch einhalten.

Zurück zu den Klischees. Welches trifft auf Sie zu?
So wie jeder von sich behaupten würde: keines. (lacht) Aber im Ernst: Gerade bei der Identitätsfindung für meine neue Firma war ich immer damit konfrontiert, welches Bild ich gerade nicht vermitteln wollte. Sagen wir dies, denken die Leute das. Sagen wir es nicht, denken sie es sowieso. Wir sind IT-Dienstleister, sind ein Zürcher Start-up und ich habe gerade einen Bart. Aber dann hört es auch schon auf.

Sie haben sich also von den Klischees der Branche befreit, keine Serverfarmen und keine Patchkabel auf der Website. Kein Mega-Giga-Tech-Name und kein Captain-Future-Logo. Macht es das nun einfacher?
Bei den Kunden schon, finde ich. So bin ich bereits mehrfach auf unseren Auftritt angesprochen worden. Er sei anders, sympathisch, aufgeräumt. Das hätten sie einem IT-Menschen wohl nicht zugetraut. Das strahlt genau das Richtige aus. Erstaunlicherweise finden sogar die klassischen IT-Nerds die Website cool. Ich habe auf alle Fälle schon einige Komplimente in der Richtung erhalten.

Macht es das schwieriger bei der Personalrekrutierung?
Weiss ich nicht. Gute Spezialisten zu bekommen, bleibt sehr schwierig. Solche, die Freude an unserer Unternehmenskultur haben, sind ebenfalls dünn gesät. Aber denen gefällt der Stil dann auch sofort. Es bleibt aber alles in allem kompliziert, zu den richtigen Leuten zu kommen.

Wie geht es nun weiter?
Die Start-up-Phase haben wir jetzt sicher hinter uns. Nun geht es darum, gut zu arbeiten, Kunden zu gewinnen und zu behalten. Ganz normal halt. Nur anders …

Besten Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg.

Tekko GmbH
Spezialgebieten der Zürcher Firma zählen Cloud-Computing, On-Premise-Computing, Kommunikationslösungen, IT-Support sowie IT-Consulting. Für Tekko entwickelte Therefore ein neues CI/CD, eine brandneue Website sowie Drucksachen und eine Angebotsbroschüre.

Edi Kistler
Nach seiner Ausbildung zum Informatiker absolvierte Edi Kistler sein Studium zum Dipl. Ing. FH in Informatik, bevor er anschliessend, innerhalb von neun Jahren, bei einem IT-Dienstleister vom Projektleiter zum Mitglied der Geschäftsleitung aufstieg. Nach seinem Master of Advanced Studies ZHAW in Business Administration gründete der Wahlzürcher im Jahr 2016 die Firma Tekko.

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