Über zwei Jahrzehnte begleitete Zoran Milosavljevic erwachsene Studenten auf ihrem Weg die Karriereleiter hoch. Fachhochschüler, angehende MBA-Träger und Nachdiplomstudenten. Als Dozent, Fachbereichsverantwortlicher und Schulleiter war der Jurist Mentor wie Manager. Nun hat er sich zusammen mit seiner Frau Ksenija eine Kinderkrippe gekauft, die er zu einer Kette auszubauen gedenkt. Eine Geschichte mit einer nur scheinbar grossen Wende. Früher war noch alles anders. So alt ist man zwar noch nicht, so sind sich Interviewer und Befragter natürlich einig, doch dass beide aus der Generation stammen, die in den 1970er Jahren im Schweizer Mittelland aufwuchs und ihren Weg ins Erwachsenenleben in den 80ern machte, ist immer wieder Thema des Gesprächs. Zum einen der Bildungsweg: Man ging in die Primarschule, manche davor ein Jahr in den Kindergarten. Nach fünf oder sechs Jahren dann ins Gymnasium oder in die Oberstufen. Danach Studium an der Uni oder eine klassische Berufslehre. Das wars dann für 90 Prozent der Bevölkerung auch schon. Die grossen formalen Prüfungen fürs Leben lagen nach RS und Führerschein hinter einem.
Zoran Milosavljevic, Sie haben in den letzten Jahrzehnten die Bildungslandschaft der Schweiz mitgeprägt. Darf man das so sagen?
Das ist wohl etwas übertrieben. Ich war oft dabei, wenn Neues entstanden ist, doch mitgeprägt ist ein grosses Wort. Die Bildungslandschaft ist heute eine so komplett andere als vor zwanzig Jahren, da waren so viele Menschen mitbeteiligt, ich könnte nicht sagen, ob da einzelne Personen wirklich noch prägend waren. Irgendwie war es eine Zeit des Umbruchs, der neuen Möglichkeiten, eine regelrechte Goldgräberstimmung.
Die ist jetzt vorbei?
Wenn wir beim Bild des Goldrausches bleiben, dann ja. Heute befinden wir uns in der Konsolidierung. Was sich bewährt hat, wird weiter verfeinert, angepasst, institu-
tionalisiert. Das Bologna-System, die Höheren Fachschulen, die Fachausweise, die Diplome … all das ist heute weitgehend fertiggestellt. Die Zeiten, in denen jedes Jahr Dutzende neue Nachdiplome und Abschlüsse entstanden, sind Gott sei Dank vorbei. Das war ja schon fast grotesk.
Wildwuchs?
Ja, Wildwuchs. Und für den Kunden nicht mehr durchschaubar. Ich hatte das grosse Glück und die riesige Herausforderung, lange für einen der aktivsten Player auf dem Bildungsmarkt tätig sein zu dürfen. Was wir in dieser Zeit an Um-, An- und Ausbauten an unserem Bildungsangebot bewältigt haben, ist schon immens. Zum einen, um uns von der privaten und staatlichen Konkurrenz abzuheben. Zum anderen auch getrieben vom Mitbewerber. Und vom Kunden. Da sassen mir dann erwachsene Menschen mit solider Ausbildung gegenüber, die völlig verunsichert waren, was ihre Bildung überhaupt noch wert sei und welchen Masterabschluss sie brauchen, um nicht völlig daneben zu liegen.
Eine Generation der Getriebenen?
Absolut. Früher nahm man sich vor, etwas mehr zu leisten und eine Weiterbildung anzustreben. Dieses Motiv wurde bei einem guten Teil unserer Interessenten immer mehr durch die Verunsicherung abgelöst, ohne eine Weiterbildung auf einmal im Abseits zu stehen. Gut fürs Geschäft, aber doch etwas übertrieben.
Schon während seines Studiums der Rechtswissenschaften unterrichtete Zoran Milosavljevic an verschiedenen Instituten als Nebenjob. Eine spannende Tätigkeit und ein guter Verdienst für einen Studenten. Dann stieg er ganz in die Bildungswelt ein. In dieser Zeit wurden die «guten, alten Schulen» durch die neuen, modernen Abschlüsse ersetzt. HKG und HWV durch HFW und FH zum Beispiel. Aus Hunderten Lehrern wurden Professoren – per Dekret, nicht per Qualifikation. Aus Kursteilnehmern wurden Studenten, aus Diplomanden Master. Eine Akademisierung der Bildung, eine Bologna-Lawine. Mittendrin Zoran Milosavljevic, mittlerweile Schulleiter.
Da sassen sie dann also vor Ihnen, die ersten Generationen von Bachelor- und Masterstudierenden an Privatschulen. Was waren ihre Erwartungen?
Zum ersten einmal Orientierung. Die Frage: Was passiert nun mit mir? Was wird erwartet? Und vor allem die nicht ausgesprochene Erwartung einer Bestätigung: Sie tun etwas anderes als die Generation vor ihnen, und es ist richtig, dass sie das tun.
Bestätigung aus Unsicherheit?
Ja. Ganz klar. Aufgewachsen waren unsere Studierenden in einer Welt, in der man an einer Universität studierte oder an der ETH. Man «machte das Tech», wenn man sich in der technischen Welt weiterentwickeln wollte. Auf einmal studierte man an der Fachhochschule. Und statt den Fachausweis Marketingplaner hatte man den Bachelor für Marketing. Das sieht auf den ersten Blick einfach mal schon viel besser und anspruchsvoller aus, sorgt aber auch für Verunsicherung. Ist das wirklich etwas wert? Die Antwort ist klar: Ja, das ist es! Doch vermitteln, dass diese neue Form von Bildung etwas Gutes ist, solide und genau das Richtige, das ist eine eher emotionale Aufgabe.
Ksenija Milosavljevic
Nach jahrelanger Arbeit in allen Bereichen von Kindertagesstätten war die Gründung von Minido im Jahr 2016 der Schritt in die Selbständigkeit.
Zoran Milosavljevic
Der studierte Jurist arbeitete jahrzehntelang in Führungspositionen verschiedenster grosser Bildungsinstitutionen, darunter die HSO Bildungsgruppe und die Juventus Schulen. Neben der Co-Geschäftsleitung von Minido hat er ein kleines Unterrichtspensum als Dozent an verschiedenen Hochschulen inne.
KITA Minido
Ein überzeugendes Konzept an vielen verschiedenen Standorten. Minido steht für moderne, herzliche und professionelle Kindertagesstätten.