Zwei Fäuste für die Punchline

Christian Sidow ist Texter/Konzepter bei Therefore. Hier erzählt er, was die Temperatur seines Tees über seine jeweilige Arbeit verrät, und mit welchem Werbeklischee er durchaus einverstanden ist.

Was ist deine Funktion bei Therefore und wie würdest du das einem Erstklässler erklären?   
Stell dir vor, du hast ein Spielzeug, dass du richtig toll findest, und du möchtest, dass alle anderen Kinder auch wissen, wie cool es ist und es haben wollen. Ich helfe dir dabei, genau die richtigen Worte zu finden, um allen zu erklären, warum das Spielzeug so super ist.

Wie beginnst du deinen Arbeitstag? 
Ich mache mir einen heissen Tee, starte den Computer und fange mit Denken und Schreiben an. Je nachdem, wie interessant die Arbeit ist, wird der Tee zum Eistee, bis ich daran denke, ihn zu trinken.

Welches sind deine liebsten Momente in deinem Arbeitsleben? 
Ich bin ein grosser Fan von To-do-Listen. Grossartig, wenn ich am Abend geschafft habe, was ich mir am Morgen vorgenommen habe. Klappt halt nicht immer.

Welcher bekannte Werbeslogan beschreibt dich am besten, welcher am schlechtesten? 
Nikes Claim «Just do it» trifft auf die besten Entscheidungen in meinem beruflichen und privaten Leben zu. Ich erledige die Dinge gerne gleich, statt sie aufzuschieben.

«La vie est BELL» für einen Wursthersteller finde ich in Anbetracht der industriellen Tierhaltung und -schlachtung einfach nur zynisch. Und Zynismus liegt einfach nicht in meiner Natur (kompromissloser Veganismus leider auch nicht – ich hab’s versucht).

Welche Werbeidee hättest du auch gerne gehabt? 
Die Kampagne von Ruf Lanz für die Verkehrsbetriebe Zürich ist nun schon seit 2001 immer wieder überragend schlau, witzig und ästhetisch. Vor einem solch langen kreativen Atem und einem solch treuen Kunden habe ich allergrössten Respekt.

Was nervt dich bei Werbung? 
Wenn Auftraggeber ihr Publikum offensichtlich nicht ernst nehmen. Um es mit David Ogilvy zu sagen: «Der Konsument ist nicht irgendein Idiot, sondern deine Ehefrau.»

Welches Klischee über die Werbebranche stimmt? 
Dass wir den besten Job der Welt haben.

Welcher Mythos über Werbung stimmt absolut nicht? 
Dass wir uns dabei ganz locker eine goldene Nase verdienen.

Welche drei Apps auf deinem Smartphone brauchst du am häufigsten und wieso? 
In der Reihenfolge meiner Bildschirmzeit:

1. GMX Mail: Mein Draht zur Welt.

2. Tages-Anzeiger: Jeden Morgen werden die Schlagzeilen gecheckt – sowie am Mittag, Abend und natürlich auch zwischendurch.

3. YouTube: Spart mir (bisher) das Abo eines Musik- oder Film-Streamingdienstes.

Welche Frage haben wir nicht gestellt, die du aber gerne beantwortet hättest? 
«Trinkst du wirklich keinen Kaffee?» Gut, dass du fragst. Nein, ich trinke wirklich nie Kaffee. Ich rieche ihn zwar gerne, mag aber den Geschmack nicht besonders. Ausser im Tiramisù. Man könnte also sagen, ich trinke keinen Kaffee – ich esse ihn.

Was ist das schönste Kompliment, dass du je für deine Arbeit bekommen hast? 
Als eine Idee, die nicht dem Briefing entsprach, vom Kunden mit den Worten gekauft wurde: «Das ist ja noch viel besser.»

Was wärst du geworden, wenn du nicht Texter geworden wärst?
Da ich aus einer Lehrerfamilie stamme, wäre dies der logische Weg gewesen. Leider (oder zum Glück) waren meine musikalischen Fähigkeiten an der Aufnahmeprüfung nicht ausreichend. Meine didaktische Ader kann ich aber als Dozent für Text und Künstliche Intelligenz sowie als Selbstverteidigungs-Instruktor in meiner freien Zeit genügend ausleben.

Wofür brennst du in deinem Job, was treibt dich an? 
Mir macht es grossen Spass, komplexe Sachverhalte einfach und klar darzustellen. Wenn es mir gelingt, dass unsere Kundinnen und Kunden besser verstanden werden, ist das schon ein gutes Gefühl.